Spitzenspieler berichten über Hände vom Simultanturnier

 

Board 10:

(Hans Richard Grümm)

 

Gavi Unger zeigte in dieser Partie gutes Gegenspiel:

 

 

Nach 1OA-Eröffnung von Ost und Transfer war der Endkontrakt 3 OA, gegen den Gavi ¨-3 ausspielte. Mit dem Buben am Tisch spielte Ost den §-König und §-Impass. Gavi, mit der Dame am Stich, sah dass Ost Übergangsschwierigkeiten bekommen würde; Nord muss etwas in © haben, aber was ?

 

Gavis Rückspiel war der ª-König! Um noch eine Chance auf Erfüllung zu haben, stach der Alleinspieler nicht sofort, sondern erst das ª-Nachspiel. Da aber die ©-Dame kein Übergang war, fiel er zweimal.

 

Board 11:

(Doris Fischer)

 

 

ª AB7

 

© 108

 

¨ DB8

 

§ A10865

ª 105

 

ª KD942

© AKD7652

 

© 93

¨ 62

 

¨ A95

§ 94

 

§ KB2

 

ª 863

 

© B4

 

¨ K10743

 

§ D73

 

N

O

S

W

 

 

pass

4

pass

pass

pass

 

 

 

keiner in Gefahr        Ausspiel: ♦ Dame

 

Das West-Blatt sollte – je nach Partnerschaftsübereinkunft und Stil - mit 3♥ oder 4♥ eröffnet werden. Auf 3♥ hat Ost kein Gebot. Wenn das Gegenspiel optimal verläuft, ist 4♥ nur zu gewinnen, wenn man richtig rät.

Nord spielt die ♦ Dame aus, erhält vom Partner (wenn in solchen Situationen Längenmarken vereinbart sind) den Dreier und zieht den richtigen Schluss, dass der Partner 5 Stück hält. West sollte das Ausspiel nicht ducken, weil Nord ihn dann sofort testet, indem er mit klein ♣ fortsetzt. West sticht mit dem Ass, spielt ♥ in die Hand und ♠ zum Tisch. Egal, ob Nord gleich sticht oder wartet, bis der Alleinspieler nochmals in die Hand geht und ein zweites Mal ♠  spielt, braucht er gute Nerven, um nach Abziehen der ♦ Dame eine kleine Treff fallen zu lassen. Errät West die ♣ Situation oder hält die ♣ Dame selbst, dann verschwindet der ♣ Verlierer auf die ♠ Dame und der Alleinspieler erzielt 450. Missrät West allerdings, fällt er und Nord kann sich über ein sehr gutes Score freuen.

Der Alleinspieler wird in mehr als 50 Prozent der Fälle missraten, weil er in Ermangelung eines Indizes auf verteilte Assen spielen wird.

In Karo benötigt Nord jedenfalls eine Längenmarke, damit er, nachdem er mit dem ♠ Ass bei Stich ist, sich die Verteilung von West auszählen und die ♦ Dame abziehen kann, bevor er – je nach Risikofreude – mit klein ♣ oder dem ♣ Ass fortsetzt. Die Angst, dass der ♦ König bei West sein könnte, ist jedenfalls nach einem 3♥ Start unbegründet, wenn der Alleinspieler 2mal mit ♥ in die Hand gegangen ist und bereits neun Punkte gezeigt hat.

Wenn West den ♦ Angriff duckt, erleichtert er den Gegnern jedenfalls das Leben sehr. Nord weiß, wer den ♦ König hält und Süd kann – auch wenn er in solchen Situationen Zumarken vereinbart hat -  seine Länge zeigen.

Jedenfalls ist es immer schwierig für eine Partnerschaft sich darauf zu einigen, in welcher Situation Zu- und Abmarken und in welcher Längenmarken gespielt werden sollen. Ich persönlich bevorzuge in manchen Situationen Längenmarken, weil man sich die Punkte des Gegners öfters leichter ausrechnen kann als seine Verteilung.

Bei uns am Tisch eröffnete West mit 3♥, worauf Ost 3 Ohne (völlig überzogen, außer man hat die Vereinbarung, dass ein 3♥ Start 7 Stiche zeigt) lizitierte. Auf diesen Kontrakt wäre man gefallen, wenn Nord nach ♦ Angriff und der zweiten geduckten ♦ Runde auf ♣ gewechselt hätte. West allerdings – im Besitz von 7 Stichen, ging aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen in 4♥ hinaus. Unser Gegenspiel war um nichts besser als das gegenerische Lizit.

 

Board 33:

(Andreas Babsch)

 

Teiler Nord, keiner vul.

 

                               ªKDB83

                               ©B83

                               ¨8

                               §DT43

 

ª96                                                 ªT7

©AKDT95                                          ©764

¨932                                                ¨ADBT654

§AB                                                 §2

 

                               ªA542

                               ©2

                               ¨K7

                               §K98765

 

Nord             Ost              Süd              West

B.Artmer       A.Babsch       Lindermann    Hansen

Pass             3¨               Pass             3©

Pass             4©               Ende

 

Das war die erste Partie des zweiten Durchgangs, die die als Nr.1 gesetzten Paare gegeneinander spielten. An meinem Tisch eröffnete Nord nicht und sagte auch über 3© nicht 3ª, was dazu führte, dass wir ungestört 4© spielen durften. Diese wurden nach zwei Pikrunden und Karowechsel ( gestochen mit dem As ) exakt erfüllt und brachten uns im Klub 82% bzw. österreichweit 78%. Hätte Nord-Süd die Verteidigung mit 4ª gefunden, wäre uns auch bei Realisierung des Treffschnappers nicht mehr als +100 zugestanden, das hätte ziemlich genau Schnitt bedeutet. Bei ungeschicktem Gegenspiel wurde der Kontrakt von 4ª sogar einigemale erfüllt, das ergab für Ost-West ein desaströses Score. Natürlich wurde die Frage, ob Nord im dritten Stock noch einsteigen soll, heftig diskutiert. Im Prinzip ist das eine Stilfrage, ich denke aber, dass man auf Dauer besser fährt, wenn man mit dem Nordblatt irgendwann eine Aktion tätigt – Aggressivität wird im Bridge meist belohnt.

 

Board 47:

(Jörg Eichholzer)

 

 

 

Dieses Board gehört zu den interessanteren des Turniers. An den meisten Tischen wird S mit 1 Karo eröffnet haben. Da W zu stark für einen Überruf von 1 Herz ist, werden die meisten Westen mit dieser Hand aufkontriert haben. N wird gepasst und Ost wird 2 Treff oder vielleicht auch 1 Pik geboten haben. Von vielen Süden werden jetzt 2 Karo geboten worden sein und damit wäre EW bereits im Topkontrakt, denn ein Kontra und pass von allen Seiten hätte bereits -500 für NS gebracht. Aber das ist für EW schwer zu sehen.

 

Der Westen wird jetzt 2 Herz lizitiert haben und E wird 2 Pik antworten, sollte er zuvor 2 Treff geboten haben. Nach 2 Pik kann W direkt den guten Kontrakt von 3 NT ansagen.  Schwieriger ist es nach der Ost – Lizitation von 2 Treff und 3 Treff diesen Kontrakt ohne Pik-Stopper zu erreichen, aber die sichtbaren 8 Stiche (6 Herz + 2 Karo) sollten für dieses Gebot reichen.

 

Auf das mögliche nicht forcierende Gebot von 3 Treff des Osten nach Wests Aufmachkontra sollte der Westen sofort 3 NT bieten um weiteren Lizitationsproblemen auszuweichen.

 

Wieso 4 Herz ein beliebterer Kontrakt war, ist mir ein Rätsel. Doch dieser Kontrakt ist ebenso mühelos zu erfüllen, da lediglich ein Karostich und dank des glücklichen Pik-Standes auch nur 2 Pikstiche abgegeben werden können. Für diesen Kontrakt müssen Pik Ass und König vor der Dame oder blank hinter der Dame stehen. Dank dieses Standes ist auch der Kontrakt von 4 PIK nicht zu verlieren.

 

 An meinem Tisch verlief die Lizitation folgendermaßen:

            S:  1 Karo         W: X                 N: pass             O: 1 Pik

            S: 2 Karo          W: 2 Herz         N: pass             O: 3 Treff

            S: pass             W: 3 NT            N: pass             O: 4 Treff

            S: pass             W: 4 Herz         N: pass             O: pass

            S: pass

 

Die Frequenz dieses 116x gespielten Boards zeigt folgendes Bild: 54 Ost-West Paare fielen im Bereich von 50 bis 800. 62 Ost-West Paare schrieben positiv von 140 bis 650. Im Manchebereich wurden 7x 3NT, 22x 4 Herz oder Pik, 1x 5 Herz oder Pik und 1x 5 Herz im Kontra erfüllt.

 

Die sicheren 3 NT brachten für EW ein Score von 76,72% und die glücklichen 4 In Edelfarbe 89,22%.